Die Entstehung des Brunnenfestes
(Ein Bericht von Manfred Buhre)
Vorgeschichte:
In seinem Buch „Ut Löhnsen vertellt“ aus dem Jahre 1986 berichtet Friedhelm Knüppel u. a. über den Tie in Lödingsen.
Auf dem gewöhnlich mit Linden bestandenen Tie stand früher ein
Stein, der die Form eines Tisches hatte. Er war nicht nur Tagungsstätte eines
dörflichen Niedergerichts der Gerichtsherren von Adelebsen, sondern diente später auch als Tanzplatz für die Dorfjugend, wenn nach dem langen Winter in den Mai getanzt oder zu Pfingsten Spiele veranstaltet wurden.
Später baute man dort dann zur Kirmes oder anderen Dorffesten auf.
Nachdem der Lödingser Tie jahrzehntelang unbeachtet und vergessen war, ist er in den Jahren 1977/1978, nach einer Anregung des damaligen Ortsheimatpflegers Alfred Schiffer, neu gestaltet worden und hat jetzt wieder ein seiner Bedeutung entsprechendes Aussehen.
Knüppel hatte in seinem Buch angeregt, einmal darüber
nachzudenken, ob nicht auf dem Tie wieder, so wie früher, Dorffeste stattfinden
könnten. Die Kirmes hat zwar in der Mehrzweckhalle ein hervorragendes Domizil
gefunden, doch könnte man daran denken, in der warmen Jahreszeit ein Dorffest
im Freien mit Spielen, Tänzen usw. dort zu veranstalten.
Als die Wasserleitung in Lödingsen in den Jahren 1954 bis 1956 gebaut und der Ort nach der Fertigstellung hieraus versorgt wurde, mussten die öffentlichen Brunnen, u.a. auch aus hygienischen Grüünden, nach und nach verschlossen werden. Auch der Brunnen an der südöstlichen Seite der Kirche wurde verschlossen. Lange Zeit war darauf noch eine Pumpe installiert, die aber der Trinkwasserverordnung zum Opfer fiel und dann abgebaut werden musste. Das genaue Datum, wann die Brunnen gebaut und wann sie verschlossen worden sind, ist nicht mehr bekannt.

Im Rahmen des Straßenbaues „An der Kirche“ im Jahre 1990 fand man die alte Brunnenanlage wieder. Im Rahmen der Bauarbeiten wurde die Anlage freigelegt und zur Aufarbeitung vorbereitet. Der damalige Ortsbürgermeister Günter Hartmann ließ, nach Abstimmung mit dem Ortsheimatpfleger Manfred Buhre, den Brunnenkopf mit Sandsteinen aufbauen und sichern. Ein Überlauf in den Regenwasserkanal sorgt dafür, dass sich das Wasser nicht zu sehr anstaut. Seit dieser Maßnahme sind die Fundamente der St. Petri Kirche nach und nach wieder trocken, so die Aussage von Pastor Peter Kusenberg.

1. Lödingser Brunnenfest
Am 22. Juni 1996, also vornahezu 30 Jahren, startete das
erste Lödingser Brunnenfest „Rund um die
Kirche“ und eingebunden in die Veranstaltung war selbstverständlich auch der Tieplatz.
Der Platz um den Brunnen
war mit Blaubasalt gepflastert und durch Absperrpfosten und einer Kette durch ehrenamtliche Helfer und Bauhofmitarbeiter gesichert worden. Weiterhin sichert eine Roste das Hineinfallen in den Brunnen.

Das Dach über dem
Brunnen
wurde von Tischlermeister Heiner Rauch
geplant und aufgebaut. Die Schieferplatten, die das Dach zieren, wurden
freundlicherweise von der Firma gespendet, die das Dach der St. Petri
Kirche im
Jahre 1995 saniert hat.

Ortsbürgermeister
Norbert Hille, Nachfolger des 1993 verstorbenen Ortsbürgermeisters Günter Hartmann, eröffnete vor einer großen Zuschauerkulisse
diese historische erste Veranstaltung, die selbstverständlich
von der Vereinigung Lödingser Vereine (VLV) tatkräftig
unterstützt wurde. Es sollte eine Veranstaltung werden, so die Organisatoren, die alle zwei Jahre stattfinden sollte. Wenn weitere Großveranstaltungen der Vereine im Brunnenfestjahr anstehen, wird verschoben, wie in 2002 und 2012 geschehen.
Die erwirtschafteten Überschüsse werden ausschließlich für die Dorfverschönerung und sonstige Anschaffungen (Sporthalle, Friedhofskapelle, Kindergarten, Vereinsarbeit, etc. ) verwendet.
Am 17. Juni 2006 fand das 5. Lödingser Brunnenfest statt. Gleichzeitig beging die Vereinigung Lödingser Vereine e.V. (VLV) ihr 25 jähriges Bestehen. Ohne diesen Verein und seine fleißigen Mitglieder wäre ein kulturelles Angebot in Lödingsen undenkbar.
Im Jahr 2015 wurde anlässlich der 1025jahrfeier von Adelebsen und Lödingsen am 12.09.2015 ein weiteres Brunnenfest geplant und inzwischen auch mit großem Erfolg durchgeführt.