Die Brautsuppen

aus dem Buch "Ut Löhnsen vertellt" von Friedhelm Knüppel

Die Brautsuppen

Die Geschichte, die wir hier erzählen wollen, hat sich im Jahr 1682 wirklich so zugetragen. Zu den Gebühren bei einer Hochzeit ge­hörten damals der „Brautsuppen", d.h. die Brautleute mußten dem Pastor und dem Küster eine Portion vom Hochzeitsessen ins Haus schicken, und zwar schon vor der Trauung.
Als nun im Jahr 1682 in Lödingsen eine Hochzeit stattfinden sollte, versuchten die Hochzeitsleute die für sie entstehenden Kosten zu schmälern, indem sie dem eben erst neu eingeführten Pastor Johann Philipp Wahlmann den Brautsuppen nicht nach Erbsen ins Pfarr­haus schickten, sondern ins Schulhaus nach Lödingsen, mit der Aufforderung, der Pastor möge den „Suppen" dort zusammen mit dem Küster Christoph Schele verzehren.
Der neue Pastor, der sich mit den Gebräuchen in seiner Parochie schon gut vertraut gemacht hatte, protestierte energisch hiergegen. Als die Hochzeitsleute sich nicht um seinen Protest kümmerten, ließ er den ganzen Brautsuppen durch seinen Knecht aus der Lödingser Schule ins Pfarrhaus nach Erbsen tragen. Nun weigerte sich der Küster Schele, bei der Hochzeit seines Amtes zu walten, weil er den Brautsuppen noch nicht erhalten hätte. Weil der Pastor ihn in seiner Weigerung unterstützte und die Trauung nicht ohne Mithilfe des Küsters vollziehen wollte, blieb den Hochzeitsleuten nichts anderes übrig, als dem Küster hoch und heilig zu verspre­chen, daß sie ihm seinen Anteil am Hochzeitsessen auch noch schicken würden, worauf dann die Trauung endlich nach einer ziemlichen Verzögerung stattfand.